Bericht zum Vortrag von Dr. Marcel Lewandowsky
Teil unserer Reihe „Die Zukunft der Demokratie“
Populismus ist allgegenwärtig – in Wahlprogrammen, Talkshows, digitalen Kommentarspalten. Populist*innen inszenieren sich dabei als Rettung der Demokratie. Doch was steckt dahinter? Was ist Populismus eigentlich? Worin liegt seine Kraft? Und was bedeutet das für demokratische Systeme?
Diesen Fragen stellte sich der Politikwissenschaftler und Autor Dr. Marcel Lewandowsky am 24. Juli 2025 im Rahmen eines von Julia Jamila Werner moderierten Vortrags der Stiftung Wissenschaft und Demokratie. Unter dem Titel „Demokratie und Populismus“ analysierte er sachlich und pointiert, was populistische Akteur*innen wollen, wie sie arbeiten, warum sie erfolgreich sind – und was das für unsere Demokratie bedeutet.
Mit klaren Worten und klugen Beispielen zeigte Lewandowsky: Populismus ist mehr als laute Parolen. Er ist ein Symptom – aber auch ein Weckruf.
Zwischen Wut, Unsicherheit und „wahrer Demokratie“
Lewandowsky spannte den Bogen weit: von theoretischen Grundbegriffen über aktuelle politische Rhetorik bis hin zu konkreten Fallbeispielen aus Deutschland und Europa. Populismus, so verweist er etwa auf Cas Mudde, sei eine illiberal-demokratische Antwort auf einen als undemokratisch empfundenen Liberalismus – eine Reaktion, die zwar demokratische Begriffe verwendet, sie aber oft gegen den demokratischen Geist wendet.
Anhand prägnanter Zitate aus Reden und Parteiprogrammen – etwa der AfD oder der FPÖ – zeigte Lewandowsky auf, wie populistische Akteure Begriffe wie „Volk“, „Souveränität“ oder „Freiheit“ umdeuten, um ein Bild von Politik zu zeichnen, das auf Ausgrenzung und Vereinfachung setzt: „Wir hier unten gegen die da oben“, „das wahre Volk gegen die Elite“.
Doch was treibt diese Dynamik an? Neben politischen Enttäuschungen verwies Dr. Marcel Lewandowsky besonders auf prekäre Lebenslagen und subjektiv empfundene Unsicherheit. Studien zeigten: Wer sich dauerhaft abgehängt fühlt – sei es wirtschaftlich, kulturell oder sozial – ist empfänglicher für populistische Versprechen.
Populismus wirkt -und verändert sich
Besonders eindrücklich war die Analyse der Auswirkungen auf die Demokratie. Populismus, so Lewandowsky, verschiebe nicht nur Debatten, sondern auch Maßstäbe. Wenn etablierte Parteien versuchen, populistische Rhetorik zu imitieren, um Wähler*innen zurückzugewinnen, verschiebt sich der politische Diskurs insgesamt – mit der Folge, dass im Fall des Rechtspopulismus menschenfeindliche Sprache normalisiert wird und demokratische Institutionen unter Druck geraten.
Ein zentrales Beispiel: das Migrationsthema. Lewandowsky zeigte, wie populistische Narrative hier nicht von der Realität, sondern von gefühlten Wahrheiten leben – und wie schwierig es für andere Parteien ist, diesem „Spin“ konstruktiv zu begegnen, ohne sich in ihm zu verlieren.
Zwischen Aufklärung und Haltung: Was tun?
Im letzten Teil des Vortrags warf Lewandowsky einen Blick auf mögliche Gegenstrategien. Schnell wurde klar: Die Patentlösung gibt es nicht. Wer dem Populismus nur inhaltlich entgegentreten will, gerät leicht in seine Logik. Wer schweigt, überlässt ihm das Feld. Gefordert sei daher eine klare Haltung, die nicht mit populistischen Mitteln spielt – sondern auf Aufklärung, demokratische Bildung und soziale Teilhabe setzt.
Eine zentrale Einsicht: Es reicht nicht, den Populismus zu verurteilen – man muss verstehen, woher seine Kraft kommt, und dort ansetzen, wo demokratische Versprechen nicht eingelöst wurden.
Fazit: Zwischen Ernstfall und Lernchance
Der Vortrag „Demokratie und Populismus“ war keine Schwarz-Weiß-Malerei, sondern ein differenzierter Blick auf eine der drängendsten Probleme unserer Zeit. Marcel Lewandowsky gelang es, wissenschaftliche Analyse und gesellschaftliche Relevanz überzeugend zu verbinden – mit Klartext, aber ohne Alarmismus.
Am Ende stand die Erkenntnis: Populismus ist nicht das Ende der Demokratie, aber ein Testfall für ihre Widerstandskraft. Und genau deshalb ist es wichtig, sich ihm offen und fundiert zu stellen.
Impressionen vom Vortrag















